Geschichten

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An einem schönen Sommerabend erhob ein Grillchen seine Stimme und zirpte laut und

anhaltend. Ein kleiner Knabe wurde aufmerksam, horchte ganz entzückt, legte den

Finger an den Mund und mahnte einige Erwachsene, die plaudernd dasaßen: "Seid still,

hört zu, hört zu - es schlägt eine Nachtigall."

Man lachte ihn aus, und er schämte sich tief und bitterlich.

Aber ein alter Mann trat zu ihm und tröstete ihn: "Laß sie lachen. Ich müßte weinen an

dem Tage, an dem du eine Nachtigall singen hörst und achselzuckend sagen würdest:

Es hat nur eine Grille gezirpt."

Übermittelt von Mathias Starzer - Danke

 

 

Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben,
still unter einen Stein gelegt.
Lange Zeit haben wir den Stein noch heimlich besucht,
bis wir den Wunsch und den Stein endlich vergaßen.
Eines Tages aber kommen wir zufällig an diese Stelle im Garten vorbei
und entdecken: Der Stein lebt, Moos und Gras wachsen darauf.

Übermittelt von Maria Schindl - Danke

 

Als der alte Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Nachdem er ihn eingeholt hatte, fragte er ihn, warum er das denn tue. Da sagte der junge Mann: "Die Seesterne werden sterben, wenn sie bis Sonnenaufgang hier liegen bleiben müssen."
"Aber der Strand ist viele Meilen lang, und Tausende von Seesternen liegen hier", sagte der Alte.
"Was macht das also für einen Unterschied, wenn du dich hier abmühst?" Der junge Mann blickte auf den Seestern in seiner Hand und warf ihn in die rettenden Wellen. Dann meinte er: "Für diesen hier, macht es einen."

Übermittelt von Mathias Starzer - Danke

 

Kürzlich traf ich meine Freundin Klara. Ihr Gesicht hatte einen für mich ungewohnten tumbglückseligen Ausdruck, was mich umso mißtrauischer machte, als sie auf meine Frage "Wie geht's?" antwortete "Schlecht. Mir ist da eine dumme Geschichte passiert." Ich glaubte zu spüren, daß sie meine Hilfe benötigte. Sie mußte reden, das sah ich und hatte zufällig auch Zeit, mir die offensichtlich verkorkste Neuigkeit im nächsten Kaffeehaus anzuhören.

Und wie sie reden mußte, meine arme Klara. Kaskaden von gewohnt wohlgeformten Sätzen überschwemmten mich zwei Zigaretten lang. Alles hätte so trivial und unauffällig begonnen. Doch nun sei sie in eine Situation geraten, mit der sie bei aller Phantasie nicht mehr gerechnet hatte. Nach ihrer Scheidung von Horst habe sie sich ihr Leben endlich so einrichten können, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Nach anfänglichen Durchhängern fühle sie sich als Single nun rundum pudelwohl. Sie genieße es, niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen, wenn sie ihren eigenen Interessen nachginge und ihre existentiellen Bedürfnisse, darunter Konzertbesuche, Schreiben, Zeichnen und Lesen befriedigte, wann immer ihr danach sei, gesetzt, es bleibe ihr die Zeit dazu. Nie mehr, habe sie sich geschworen, solle ihr jemand vorwerfen können, sie vernachlässige ihn. Nie wieder wolle sie Sockenstopfen, Hemden bügeln und Bügelfalten pressen. Mit ihren eigenen Siebensachen sei sie eingedeckt genug. Dazu käme noch, daß sie nach einer Reihe einschlägiger Erfahrungen endgültig zur Überzeugung gelangt sei, Liebe sei ohnehin nur ein Wort mit fünf Buchstaben, bestenfalls eine der Arterhaltung dienende physiologische Reaktion der Sinnesorgane und einiger Drüsen. Trotz intensiven Studiums hätte sie bei keinem Dichter, keinem Philosophen, keinem Psychologen nachlesen und auch bei keinem ihrer beiden Ehemänner erfahren können, was Liebe tatsächlich sei.

Ich zündete mir gerade die dritte Zigarette an und da ich wußte, daß Klara nicht nur Adorno, Horkheimer und Sartre las, warf ich Erich Fromm und Margarete Mitscherlich ins Gespräch. Vergeblich. Für Konzessionen war nicht der Tag. Klara wollte entdeckt haben, daß das sogenannte Thema Nummer 1 nichts anderes sei, als hedonistischer Selbstbetrug, Vortäuschung falscher Tatsachen infolge gesellschaftlicher Zwänge einerseits und der Wirkung von Hormonen und anderen Stoffwechselchemikalien andererseits, die in jedem Menschen ihr eigenwilliges Spiel trieben. Nahezu widerwärtig sei, meinte sie, daß bei jeder affektiven Gelegenheit der immanente Reproduktionsbetrieb (jedenfalls bis in ein gewisses Alter) ein schaurig schönes Gefühlschaos bewirke, über das in zivilisatorischer Überheblichkeit ein rosaroter Vorhang gesenkt würde, um den ansonsten ernüchternden Eindruck blanker sexueller Gier gnädig zu verhüllen. Sie sei, sagte Klara, nicht einmal besorgt gewesen, als sie meinte, eine Art Sucht festzustellen, ihre neu erworbene Freiheit auch für immer zu behalten. Sie wehrte An­näherungsversuche von Männern seit ihrer Scheidung ein ums andere Mal durch die unbarmherzige Darstellung ihrer Zufriedenheit ab. Mit dem Ansinnen "Nie wieder Hemden bügeln" traf sie noch fast jeden Annäherer ins Mark. Und für ganz Hartnäckige setzte sie noch hinzu, daß sie die Rolle der treu sor­genden Sklavin 16 Jahre en suite gespielt und nun ein für al­lemal satt habe. Das wirkte.

So weit, so gut oder auch nicht. Ich wurde ungeduldig. Was war der langen Vorrede kurzer Sinn? Klaras Gesicht verlor allmählich seinen sonderbaren Ausdruck. Bis vor kurzem habe sie, wie gesagt, in fast völliger Störungsfreiheit nach den soeben dargestellten Prinzipien ein relativ glückliches Leben geführt. Doch eines Tages plötzlich, hätte sie sich mitten in einer seltsamen Situation gefunden, die sie nach und nach verwirrte. Dabei schien ihr anfangs alles klar. Das Gefühl für den jungen Mann... aha, jetzt kommt's, dachte ich und zündete eine weitere Zigarette an... dieses Gefühl für den jungen Mann, der ihr einige Wochen lang so uneigennützig, wie es schien, und so verläßlich bei ihrer Arbeit zur Hand ging, hielt sie selbstverständlich für die Kompensation ihres fallweise als schmerzhaft empfundenen Mangels, ihrer Kinderlosigkeit. Altersmäßig könne er gut und gerne ihr Sohn sein. Doch auf einmal bemerke sie verräterische Reaktionen ihres Sonnengeflechts, wie in den ersten Jahren bei Walter, später auch bei Horst und außerdem bei jener unglückseligen amour fou zu dem großbürgerlich bornierten Paul - und gerade deswegen beschleiche sie tiefe Sorge. Sie versuche angestrengt, die Situation zu rationalisieren, klaren Kopf zu bewahren.

In meinem Gedächtnis regte sich Beunruhigendes. Hatte ihr dieser Filou von Erzkatholiken nicht eine weitaus verfrühte Midlifecrisis beschert? Natürlich - die Schlafkur, mein Gott! Nach kurzem Halt, als der Kellner das zweite Glas Wasser vor jede von uns hinstellte, sprudelte Klara weiter. Ihre durchaus hoch entwickelte Fähigkeit, distanziert zu analysieren, ließe in den letzten Tagen merkbar nach und umgekehrt proportional dazu nähme ihre Verstörung zu. Unter keinen Umständen wolle sie sich noch einmal in ihrem Leben so lächerlich machen, wie damals bei Paul. Das konnte ich ihr nachfühlen. Und außerdem hätte sie von Seiten des lieben Jungen zunächst keinerlei Anzeichen auch nur des geringsten Interesses an ihr bemerken können. Bis zu jener fatalen Sekunde, in der sie in einem Telefonat jemandem von seinen fallweise roten Ohren erzählte, die zu glühen begannen, wenn ihm irgendeine Verrichtung nicht seinen Vorstellungen gemäß gelingen wollte. In diesem Moment nämlich drehte er sich, den Oberkörper kokett über die Stuhllehne nach hinten gekippt, die Arme hoch, zu ihr um und protestierte scheu. Dabei lachte er aber und sah sogar ein wenig glücklich aus. Das war der Punkt. Klara beschrieb mir in leuchtenden Farben das Glühen in ihrer Bauchgegend und beteuerte, wie sehr sie sich damals zurückgehalten habe, nicht ihrem Impuls zu folgen, aufzustehen und ihn auf der Stelle in seinen ihr mittlerweile wieder zugewendeten glatten Nacken zu beißen. Eine letzte Anstrengung zu rationalisieren, signalisierte ihr, der vermeintlich glückliche Gesichtsausdruck des Jungen könne auch überspielte Verlegenheit gewesen sein. Vergeblich. Von Mißverständnissen wollte ihr Bauch nun nichts mehr wissen. Wie einem Teenager, verursachte ihr jede weitere Vereinbarung eines Arbeitstermines mit ihm unbeschreibliche Vorfreude. In vollen Zügen genoß sie das ästhetische Vergnügen, ihn so oft es ging zu betrachten. Unverfroren penetrierte sie ihn förmlich mit neugierigen Fragen, um ihn kennenzulernen. Frech bezeichnete sie diesen Vorgang als eine Art Berufskrankheit. Krankheit, ja, dachte ich, aber nicht des Berufs wegen.

Klara schwärmte. Seine Bewegungen seien ähnlich wie die von Horst - geschmeidig und schwungvoll zugleich. Er sei stattlich und sähe doch nicht hart aus. Er sei freundlich, wenn auch etwas spröde in der Konversation. Und er habe jene Eigenschaft, die für sie immer schon die besondere Attraktivität an Männern ausmachte: er sei hochintelligent. "Genau" warf ich ein "das war ja auch der Grund, warum du auf Paul damals so abgefahren bist." Sie grinste und schilderte ohne Aufenthalt weiter. Sie sei nun in einer Phase, in der sie mit ihrem Frausein hadere, sich jedoch gleichzeitig gegen die Ungerechtigkeit der Gesellschaft wehre, die älteren Männern wie selbstverständlich das Recht einräume, sich jungen Mädchen zu nähern, Frauen dagegen eine rigide Tabu-Schranke errichte. Wäre sie Mann, dachte Klara laut, und er Frau, hätte sie sich ihm ohne jedes Bedenken eindeutig zu erkennen gegeben. So aber bemerke sie zeitweilig sogar, daß sie sich ihrer beobachtenden Erkundungen seines Körpers schämte. Sie käme sich vor wie eine verklemmte Klosterschülerin - ein Zustand, der für sie völlig neu war. Auch mir war er neu an ihr, denn ich hatte stets den Eindruck, daß sie keinerlei Probleme hatte, einem Mann spüren zu lassen, daß er ihr gefiel. Jetzt aber hatte sie Angst. Angst vor Zurückweisung. Das sagte ich ihr auf den Kopf zu.

Einige Sekunden lang starrte sie mich an, dann fischte sie mit etwas zittrigen Händen einen leicht zerknitterten Zettel aus ihrer Handtasche. Sie reichte ihn mir wortlos - das Gedicht darauf kannte ich: "Erstes Lied der Herrin" von William Butler Yeats. Auch ich hatte es vor vielen Jahren eine Zeitlang mit mir herumgeschleppt... Ich geh in Kreisen, wie auf dem Jahrmarkt ein Tier... du liebe Zeit, das war tatsächlich eine tragische Geschichte. Wie auf dem Jahrmarkt ein Tier. Freilich schauen Kühe belämmert, aber Klara, meine so abgeklärte Freundin? Was passierte der Armen gerade? Sie fragte sich, wie sie es ihm nur zumuten könne, sie zu mögen, wie es wagen, anzunehmen, daß diese strahlende Jugendlichkeit auch nur das geringste mit einem langsam faltig und lasch werden­den Frauenleib zu tun haben wollte. Meine an dieser Stelle versuchte Antwort kam um den Bruchteil eines Atemzuges zu spät. Klara sprudelte weiter. Wenn sie sich morgens im Spiegel betrachte, regten sich Zorn und Resignation. Doch in dem Moment, in dem sie seine Schritte höre, in dem er sein Gepäck auf den nächstliegenden Stuhl schleudere und sich vergnügt in die anfallende Arbeit sinken lasse, füllten sich ihre Rippenbogen erneut mit wohliger Wärme und sie müsse sich arg am Riemen reißen, um nicht vor aufgestautem Begehren zu platzen.

Nun war mir endgültig klar, daß Klara in Gefahr war. Sie benötigte dringend eine Therapie. Ich unterbrach ihren Erzählfluß brutal und forderte sie auf, sich meine eigene dumme Geschichte mit einem sogar noch um einige Jahre jüngeren männlichen Wesen anzuhören. Sie war erschöpft und daher einigermaßen in der Lage, sich auf meine detailreiche Schilderung einzulassen. Schließlich hatte ich den Eindruck, daß sie auch schon Ratschläge annehmen könne und überzeugte sie davon, daß es hoch an der Zeit war, diesem schwebenden Zustand ein Ende zu bereiten: Ich beschwor sie, sich entweder einem heilsamen Schock auszusetzen, indem sie dem Jüngling Gelegenheit gab, sich klar abschlägig zu äußern, oder sie möge mit einigen stilvollen Kunstgriffen versuchen, aus der, wie ich meinte, gar nicht so dummen Geschichte wenigstens noch eine Novelle werden zu lassen. Redlicherweise mußte ich sie vor Illusionen warnen. Ich erinnerte sie zunächst an die verkorksten Hoffnungen, mit denen ich selber monatelang an meiner Freundschaft zu Karl, diesem Astralleib von Tänzer, hing, der damals sichtlich Spaß daran hatte, mich im Unklaren darüber zu lassen, ob er nicht vielleicht doch wenigstens bisexuell veranlagt wäre. Und zuletzt mußte sie wissen, daß Affären mit jungen Männern nie lange dauern konnten und mit äußerster Diskretion zu handhaben waren.

Klara biß an ihrer Unterlippe herum und schwieg nachdenklich. Ich hatte meine Schuldigkeit getan, wir zahlten und verließen das Kaffeehaus.

Draußen auf dem Gehsteig strahlte sie mich an, umarmte mich und seufzte erleichtert "Du hast mir sehr geholfen, weißt du das?" Ich wußte. Ihr sei soeben klar geworden, stellte sie fest, daß die chemischen Vorgänge in ihrem Körper nicht durch Willensanstrengung und auch nicht durch Rationalisierungen zum Abklingen gebracht werden könnten. Selbstbetrug sei sie ihr Lebtag stets aufs neue erlegen, weil sie die gesellschaftlich aufgezwungenen Ewigkeitspräambeln bisher nur brav internalisiert aber nie reflektiert habe.

Ich sah sie noch um die nächste Straßenecke schweben und freute mich über meinen sichtbaren Erfolg, ihr zu einem weiteren Schritt ihrer Emanzipation verholfen zu haben. Ich lächelte. Ein junger Mann kam mir entgegen und fühlte sich offensichtlich betroffen. Er lächelte zurück, trippelte von einem Fuß auf den anderen und kam anscheinend nicht an mir vorbei. Wir lachten beide laut auf und ich fragte, wohin er denn nun wolle. "Offensichtlich immer dorthin, wohin sie auch wollen." Ich gurgelte, ich wolle in das Kaffeehaus. Na eben - er auch. Nein! Nicht schon wieder eine dumme Geschichte.

Übermittelt vom "Hans im Glück" - DANKE!!

Die traurige Geschichte von einem billigen Hund

Dies ist die Geschichte von Lea, einem Hund, der von illegalen Hundehändlern stammt.

Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin.
Es war eng und dunkel und nie spielte ein Mensch mit uns.
Ich erinnere mich noch an Mama und ihr weiches Fell, aber Sie war oft Krank und sehr dünn. Sie hatte nur sehr wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern. Die meisten von ihnen waren plötzlich gestorben. Als sie mich von meiner Mutter wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig. Meine Milchzähne waren kaum durchgestoßen und ich hätte meine Mama doch so sehr gebraucht. Arme Mama, es ging ihr so schlecht. Die Menschen sagten, Das sie jetzt endlich Geld wollten und das das Geschrei meiner Schwester und mir Ihnen auf die Nerven gingen. So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir kuschelten uns aneinander und fühlten wie wir beide zitterten, ohnmächtig vor Angst. Niemand kam, um uns zu trösten. All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche – wir sind in einem PETSHOP, einem Laden, wo es viele Tiere gibt. Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen. Wir hörten auch das Wimmern von anderen Welpen. Meine Schwester und ich drücken uns Eng zusammen in dem kleinen Käfig. Manchmal kommen Menschen um uns anzuschauen, oft ganz kleine Menschen, die sehr fröhlich aussehen, als wollten sie mit uns spielen. Tag um Tag verbringen wir in unserem kleinen Käfig. Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch um uns zu begutachten. Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns weh. Oft hören wir sie sagen “Oh, sind die süß, ich will eines“, aber dann gehen die Leute wieder fort. Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben. Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem dünnen Körperchen gewichen ist. Als sie meine Schwester am Morgen aus dem Käfig nahmen, sagen sie, sie sei krank gewesen, und ich sollte verbilligt abgegeben werden, damit ich bald wegkomme. Niemand beachtete mein leises Weinen, als mein kleines Schwesterchen weggeworfen wird. Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft! Jetzt wird alles gut! Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für MICH entschieden haben. Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei Und das kleine Mädchen trägt mich ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater und ihre Mutter sagen, ich sei ein ganz süßes und braves Hündchen. Ich heiße jetzt Lea. Ich darf meine neue Familie sogar abschlabbern, das ist wunderbar. Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut auf mich auf, geben mir herrliches Essen und viel, viel Liebe. Nichts will ich mehr, als diesen wunderbaren Menschen gefallen und nichts ist schöner als mit dem kleinen Mädchen herumzutollen und zu spielen. Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte. Ich bekam einige Spritzen. Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, hielt mich sanft und sagte, es wäre o.k. und dann entspannte ich mich. Der Tierarzt schien meinen geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus. Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von Dysplansie E und vom Herz. Er sprach von wilden Züchtern und das meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seinen. Ich habe nichts von alldem begriffen, aber es war furchtbar, meine Familie so traurig zu sehen. Jetzt bin ich 6 Monate alt. Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und stark, aber mir tut bei jeder Bewegung alles schrecklich weh. Die Schmerzen gehen nie weg. Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will. Ich möchte so gerne ein Kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach nicht. Vater und Mutter sprechen über mich. Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen. In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hieß es “genetisch“ und “nichts zu machen“. Ich möchte draußen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen. Es geht nicht. Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je. Ich konnte nicht einmal aufstehen, um zu trinken und nur noch schreien vor Schmerzen. Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind so seltsam, was ist los? War ich böse? Sind sie am Ende böse auf mich? Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich. Ach, wenn nur diese Schmerzen aufhören! Ich kann nicht mal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchen ablecken, aber wenigstens erreiche ich seine Hand. Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst. Die Menschen weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben. Mit Mühe schaffe ich es, ihre Hand zu lecken. Der Tierarzt nimmt sich heute viel Zeit und ist sehr freundlich, und ich empfinde etwas weniger Schmerzen. Das kleine Mädchen hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich…… Gott sei dank, der Schmerz geht zurück. Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit. Ein Traum, ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern Auf einer großen grünen Wiese. Sie rufen mir zu, das es dort keine Schmerzen gibt, nur Frieden und Glück. So sage ich meiner Menschenfamilie auf Wiedersehen auf die einzige mir mögliche Weise: mit einem sanften Wedeln und einem kleinem Schnuffeln.

Viele Jahre wollte ich mit euch verbringen, es hat nicht sein sollen. Stattdessen habe ich Euch so viel Kummer gemacht. Es tut mir leid, ich war halt nur eine Händlerware

LEA 1999 J. Ellis – bewilligte Übersetzung von E. Wittwer Dieser Text kann und soll weiter verbreitet werden, damit sich all die Leute Gedanken machen, die einen “BILLIGEN HUND“ erwerben wollen!